Hängt das Selbsterleben von Patient*innen in der Psychotherapiestunde mit ihrem Bindungsmuster zusammen? Ergebnisse einer Pilotstudie

Abstract

Von der Bindungstheorie werden unterschiedliche Strategien beschrieben, wie Menschen aufgrund früherer Bindungserfahrungen aktuelle Situationen von Bedrohung oder (innerer) Not emotional und interpersonell bewältigen. Dabei werden eine sichere, deaktivierende und hyperaktivierende Strategie und entsprechende Muster von sicherer, unsicher-vermeidender und unsicher-ambivalenter Bindung unterschieden. Die Studie geht der Frage nach, ob das Selbsterleben von Patient*innen in der Therapie-stunde in Abhängigkeit von ihrem Bindungsmuster unterschiedlich ausfällt. Es wird angenommen, dass dieses für Patient*innen mit sicherem Bindungsmuster unproblematischer bzw. positiver als für Patient*innen mit unsicherem Bindungsmuster ausfällt und bei den unsicheren Bindungsmustern durch unterschiedliche Merkmale gekennzeichnet ist. Zudem wird davon ausgegangen, dass sich die erwarteten Unterschiede insbesondere in der Therapieanfangsphase zeigen. Untersucht wurden die ersten 15 Therapiestunden von 55 Patient*innen in Personzentrierter Einzelpsychotherapie. Das Bindungsmuster wurde anhand des Bielefelder Fragebogens zu Klientenerwartungen (BFKE) und das stundenbezogene Selbsterleben anhand des Bielefelder Klienten-Erfahrungsbogen (BIKEB) erhoben. Die ersten fünf Stunden wurden als Therapieanfangsphase zusammengefasst und mit den folgenden Stunden verglichen. Die statistische „Analyse“ (H- und Wilcoxon-Test) bestätigen die Hypothesen weitgehend, wobei die Ergebnisse insbesondere aufgrund der kleinen Stichprobengröße als vorläufig zu betrachten sind. Es werden ausführliche Hinweise in Hinblick auf weiterführende Studien gegeben und Empfehlungen für die therapeutische Praxis ausgeführt.