Carl Rogers und die experienziellen Therapieformen: eine Dissonanz?

##plugins.themes.bootstrap3.article.main##

##plugins.themes.bootstrap3.article.sidebar##

Veröffentlicht Mai 1, 2001
Garry Prouty

Abstract

Anlässlich der Auseinandersetzungen bezüglich der Schaffung übergreifender Organisationen, die mittlerweile u. a. auch zur Umbenennung unseres Weltverbandes (in: „Weltverband für Personzentrierte und Experienzielle Psychotherapie und Beratung“) geführt haben, äußert Garry Prouty seine Sorge darüber, dass die Klientenzentrierte Therapie von einem experienziellen „Zeitgeist“ absorbiert und ihr Wesen darin eines Tages aufgelöst werden könnte. Die Betonung experienzieller Faktoren statt der Beziehung als wesentlichem therapeutischen Faktor stellt für Prouty einen mit Rogers nicht mehr zu vereinbarenden Paradigmenwechsel dar.

In seiner Argumentation erläutert Prouty zunächst, dass Rogers zwar durchaus von Gendlins experienziellem Konzept beeinflusst ist, er aber „experiencing“ immer als Resultat (abhängige Variable) der therapeutischen Bedingungen (Grundhaltungen) und nicht als Ursache (unabhängige Variable) der therapeutischen Veränderung verstanden hat. Als weiteres Wesensmerkmal des Konzepts von Rogers wird die nicht-direktive Haltung des Therapeuten herausgestellt. Die Tatsache, dass Rogers die nicht-direktive Haltung nicht definitiv in seine Therapietheorie eingebaut hat, wird von Prouty als äußerst bedeutsames historisches Versäumnis eingestuft. Auf theoretischer Ebene wird es dadurch grundsätzlich möglich, die Grundhaltungen, solange sie jedenfalls gegeben sind, mit Techniken und Methoden zu kombinieren.

Als prominentesten Vertreter der experienziellen Methoden erläutert Prouty in der Folge kurz den prozess-experienziellen Ansatz von Greenberg, Rice & Elliott und stellt dabei dessen Prozessdirektivität in den Mittelpunkt. Seine Analyse dieses Ansatzes ergibt dann vor allem eine technischdiagnostische Ausgerichtetheit des Therapeuten, die einer vollen empathischen Ich-Du-Beziehung nicht entspricht, sowie einen phänomenologischen Reduktionismus, bei welchemdas Experiencing der Person und nicht ihr Selbst insgesamt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt wird. Mit seiner Darstellung möchte Prouty keinesfalls die Wirksamkeit des prozess-experienziellen Ansatzes bezweifeln, wohl aber dessen Dissonanz zum Konzept von Rogers aufweisen bzw. eine Diskussion dieser Thematik einleiten.

Zitationsvorschlag

Prouty, Garry. 2001. „Carl Rogers Und Die Experienziellen Therapieformen: Eine Dissonanz?“. PERSON 5 (1):52-57. https://doi.org/10.24989/person.v5i1.2991.

Downloads

Keine Nutzungsdaten vorhanden.
Abstract 101 | pdf Downloads 104

##plugins.themes.bootstrap3.article.details##

Keywords

Experienziell, nondirektive Haltung, Gerichtet-Sein (intent) des Therapeuten, Prozess-Experienzieller Ansatz, prozessdirektiv, phänomenologischer Reduktionismus

Rubrik
Fachbeiträge