„... und dann fährt der Traktor einfach irgendwohin“. Digital vernetzte Technologien und mediatisiertes Alltagshandeln in der Landwirtschaft

Abstract

Prozesse der Digitalisierung und Automatisierung in der Landwirtschaft beeinflussen die Art und Weise, wie Menschen in landwirtschaftlichen Betrieben kommunizieren, sich lokal und standortübergreifend vernetzen und ihre täglichen Arbeitsprozesse organisieren. Wissenschaftliche Forschungen und politische Debatten fokussieren jedoch meist Fragen der Effizienz von Arbeitsprozessen und deren Ökonomisierung, etwa im Hinblick auf die Optimierung von Arbeitsabläufen in der Tierhaltung, im Getreideanbau oder im Weinbau. Zumeist wird dabei eine Top-Down-Perspektive eingenommen, die die Sicht der Landwirt:innen selbst wenig berücksichtigt. Unser Ziel ist es dementsprechend, aus einer auf die Alltagspraktiken der Landwirt:innen gerichteten Perspektive zu untersuchen, welche digital vernetzten Technologien sich in ihrem Alltag als bedeutungsvoll erweisen und in welcher Weise sie den Alltag und die Arbeitsabläufe auf dem Bauernhof prägen. Mittels einer explorativen, ethnografisch orientierten Interviewstudie mit Landwirt:innen aus der Region Salzburg, Oberösterreich und Südostbayern stellen wir im Beitrag dar, welche Potenziale von einer kommunikationswissenschaftlichen Perspektive auf Digitalisierungsprozesse in der Landwirtschaft ausgehen. Wir analysieren, wie Landwirt:innen ihre Arbeit mit Hilfe technologischer Artefakte verrichten, welche Anwendungen in ihrem Alltag eine Rolle spielen und welche sozio-materiellen und möglicherweise kreativen Praktiken bei der Nutzung von Technologien sichtbar werden.